„Hau(h) es raus!“ – die Welt ist voller kreativer Wortspiele

Die Welt ist voller Kreativität. Und voller Wortspiele. Meine wohl liebste Art innerhalb dieser Gattung ist der „Spoonerismus“. Auch wenn mir die Praxis lange vertraut ist, bin ich erst kürzlich darüber gestolpert, dass es einen Namen dafür gibt.

Von hier kommt der Name: William Archibald Spooner war vor Zeiten Dekan in Oxford. Er scheint regelmäßig Wörter, Anfangsbuchstaben oder -silben vertauscht zu haben. Das war offenbar seine Art, kreativ zu sein.

Gestern bin ich jedenfalls mit (im Übrigen: ziemlich kreativen) Freunden zur U-Bahn gegangen. Wir haben obige Anzeige gesehen und ich hab vor mir hingemurmelt: „Hau‘ es raus!“

Man schmunzelte.

Hier die Kernthese dieses Beitrags: Chancen für heitere, kreative Spoonerismen wohnen überall, die Welt ist voller Wortspiele; die Gebirge unserer Sprache: durchzogen von unentdeckten Goldadern. Zum Beispiel „Rauhes Haus“. Hab ich schon tausend Mal irgendwo gelesen. Doch der gestern wie aus der Luft dahergeflogene Spoonerismus war mir neu. Warum ist mir das nicht schon vor Jahren aufgefallen? Es ist wie mit der Skulptur, die schon seit je im Marmorblock steckt. Bildhauerei legt sie lediglich frei.

Drum auf, Ihr Tapferen! Tauscht Silben und Buchstaben and see what sticks! Oft kommt nur Unsinn dabei heraus, manchmal aber Schönes oder Verbotenes. Daher kommt die größte Freude.

Ideen kriegt man, wenn von irgendwoher ne Inspiration kommt. Wer erinnert sich nicht an das geschickt eingefädelte Kentucky Fried Chicken?

Der „Spoonerismus„-Eintrag von Wikipedia liefert weitere Anregungen:

„The Lord is a loving shepherd“ –> „The Lord is a shoving leopard“ (angeblich von Spooner höchstselbst)

„der stumme Denker“ –> „der dumme Stänker“

„Mahnwache“ –> „Wahnmache“

oder von Robert Gernhardt:
„Die Blumen des Bösen“ –> „Die Blusen des Böhmen“

Es gibt ganzen Listen dazu im Netz, verdienstvoll gesammelt von fleißigen Bloggern. Ich preise den Fleiß, verlinke dennoch nicht. Denn: Ich glaube, dass Spoonerismen wie Himbeeren sind. Man muss sie frisch haben und am besten selber pflücken. Sie vergammeln ansonsten schnell. „Schankedön“ ist der Form nach ein Spoonerismus, als Gewohnheit jedoch: eine Schande. Don’t do it!

Aber WENN man was frisch gepflückt hat und es süß schmeckt und fruchtig, dann teilt man das natürlich mit denen, die einem wichtig sind. Am besten sofort.

Denn wie gesagt: Spoonerismen sind wie Himbeeren. Wer anderen nichts davon abgibt, ist ein Lump!

Hab ich schon erwähnt, dass es in der Linguistik sogar einen „Spoonerism Test“ gibt, mit dem kluge Menschen nach möglichen Ursachen für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche fahnden? Ist jetzt nicht gerade ein Riesenhit in der Wissenschaft, aber ein paar hundert Studie gibt’s dazu dann doch. Kurios!

Ach ja.

Habt ne schöne Woche und spielt mit der Sprache.

Ich weiß: Es ist brotlose Kunst. Aber ich weiß es zu schätzen.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert